· 

Brief ans Weihnachtsfest

Liebes Weihnachtsfest,

was für ein verrücktes Jahr ... So beginne ich derzeit ganz viele Nachrichten, die ich verschicke – warum also nicht auch deinen Brief?!

Kümmert es dich, dass Du dieses Jahr scheinbar noch mehr in aller Munde bist, als die Jahre zuvor? Teilst du die Sorge der Menschen, dieses Jahr könne es gar nicht gut laufen mit dir und uns (und Corona?).

Manchmal beschleicht mich das leise Gefühl, du könntest dich gar freuen, vielleicht ein bisschen verschmitzt vor dich hin grinsen und dir die Hände reiben, weil endlich einmal alle gezwungen sind, neu über dich nachzudenken. Weil der alte Trott – der allzu oft bejammert aber nie verändert wurde – endlich einmal durchbrochen ist. Für manchen bedeutet das Verlustängste, andere sehen eine Chance auf Neuausrichtung. 

Ich wünschte, du würdest deine Meinung einmal laut kundtun. Oder dich zumindest deutlich positionieren, was genau du selbst als zu dir zugehörig definierst. Die Geburt Jesu – klar. Familie – auch klar. Geschenke – lässt sich noch gut herleiten. Kerzenschein und Sternenschmuck – sicher, aber in welcher Dosierung? Weihnachtsmärkte? Weihnachtsfeiern? Pralle Bäuche und Wadenkrämpfe wegen zu viel Essen und zu wenig Bewegung? Streitgespräche, leere Hüllen alter Traditionen, Konsum, Kommerz und angeknispte Fröhlichkeit? 

Vielleicht wünschst du dir schon seit langem einmal in Stille und Besinnlichkeit genossen zu werden. Womöglich kommt Corona dir gerade recht und du beobachtest nun voller Spannung, was wir aus dir machen.

Dann ginge es dir wie mir. Ich bin gespannt. Und ich überlege tatsächlich neu, was für mich zu dir unabdingbar dazugehört. Und das versuche ich, mit dir und der verrückten Zeit in Einklang zu bringen.

Lass uns doch hinterher mal schreiben, wie wir’s erlebt haben und ob es uns gefallen hat. 

Erwartungsvolle Grüße, Andrea

 

Bild: Wilhelmine Wulff / pixelio.de

Kommentar schreiben

Kommentare: 0