Fragen wagen

Wo bleibt die Dunkelheit?

Draußen und in mir?

 

Gibt es sie gerade nicht, 

oder gelingt es mir, sie auszublenden?

(im wahrsten Sinne des Wortes)

 

Brauche ich die Dunkelheit,

um zu regenerieren

und danach neu zu wachsen?

 

Ist ein Zuviel an Licht hinderlich?

Wenn immer alles hell ist - 

wie kann ich die Glanzlichter ausmachen?

Verlieren sie ihr Strahlen inmitten des Lichts?

 

Und wenn die Dunkelheit dann doch aufzieht - 

werde ich sie umarmen wie eine alte Freundin?

Ihren Besuch erst genießen und dann

- je länger er dauert - erdulden, wohl wissend,

dass sie zu meinem Leben gehört und ich ihr viel verdanke,

obwohl sie auf Dauer unerträglich ist?

 

 

 

Kommt die Dunkelheit still und schwer daher

oder mit lautem Getöse und Erleichterung,

weil unter ihrer Decke manche Anstrengung verschwindet?

 

Verstehe ich Dunkelheit als Gefahr oder als Mysterium?

Als Moment des Stillstands oder als verheißungsvolle Möglichkeit?

Ist Dunkelheit gleichbedeutend mit Kälte?

 

Welche Ausrüstung brauche ich 

auf meinem Weg durchs dunkel?

Bin ich gerüstet?

 

Wonach sehne ich mich?

Worauf freue ich mich?

Wovor habe ich Angst?

 

Wie lange wird sie bleiben?

Was wird sie mich kosten?

Was ermöglicht sie mir?

 

Wird es mir gelingen, ihr dankbar zu sein,

obwohl ich sie gleichzeitig verwünsche?

 

Wer teilt meine Dunkelheit?

Wer hält sie mit mir aus?

Wer erhellt sie für mich?

Wer streut Funken hinein,

die mir den Weg hindurch weisen?

 

Und wessen Dunkelheit

bin ich im Gegenzug bereit,

mit zu durchschreiten?

Wird es mir dadurch dunkler?

Oder werden geteilte Dunkelheiten lichter?

 

 

Wie lange bleibt die Dunkelheit?

Draußen und in mir?

 

Und was wird mir zum Licht?

 

 

Das Volk, das im Finstern wandelt,

sieht ein großes Licht,

und über denen,

die da wohnen im finstern Lande,

scheint es hell.

(Jesaja 9, 1)

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