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„Dieses Jahr brauche ich deine Hilfe“, sagt der Engel, der pünktlich zu Beginn der Adventszeit in meiner Küche steht. Er hat Schmutz im Gesicht, seine Flügel sind zerknittert und Blasen überziehen seine Hände. „Wir Engel werden alle in den derzeitigen Krisengebieten benötigt. Ich komme gerade aus einer Unterkunft für Geflüchtete.“ Eine Träne rinnt seine Wange hinab, als er nach meiner Hand greift und mich mit sich zieht. 

Ich folge ihm, unsicher, ob ich seinem Hilfegesuch gewachsen sein werde. Wenn ein Engel schon so mitgenommen und ramponiert aus einer Krise zurückkommt, was soll ich mit meinen begrenzten menschlichen Fähigkeiten da ausrichten können?

Doch zum Nachdenken bleibt keine Zeit, der Engel drängt zur Haustür. Draußen wartet eine Überraschung: Meine Nachbarn stehen dort, alle an der Hand eines Engels und mit dem verwirrten Ausdruck im Gesicht, der sicher auch auf meinem liegt. Der Nörgler vom Ende der Straße steht geduldig neben der Familie von gegenüber, das junge Paar, das gerade erst hierhergezogen ist, hält sich fest an den Händen. die neugierige Oma nestelt an ihrer Strickjacke.

„Dieses Jahr brauchen wir eure Hilfe!“, ruft ein Engel uns allen zu. „Gott will zu euch Menschen kommen, Licht und Hoffnung sollen sich breit machen, Es ist an euch, die Botschaft zu verkünden und dafür zu sorgen, dass Herzen und Hände geöffnet werden. Wir werden andernorts gebraucht.“

Mein Engel drückt sacht meine Hand und lächelt mich an. „Enttäusch mich nicht!“, flüstert er und verlässt mit seinen Kollegen unsere Straße.

Ich blicke auf meine Nachbarn. Die Omi lächelt, das junge Paar streckt seine Hände nach den Seiten aus, der Nörgler macht einen vorsichtigen Schritt auf sie zu, die Familie und ich schließen uns an. Der Anfang ist gemacht.

 

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Auch dieses Jahr nutze ich die "Sternminuten" von Susanne Niemeyer als Inspiration, um mich schreibend von meinen Gedanken, meiner Fantasie, von mir selbst überraschen zu lassen und mich so dem Weihnachtsfest schrittweise zu nähern. 

Ich weiß, dass einige von Euch meine Texte als Adventskalender nutzen. Das freut mich sehr und ich wünsche Euch viel Vergnügen und spannende Anregungen. Lasst mir gern einen Kommentar da oder versucht Euch selber im texten, fantasieren und Sternminuten sammeln.

Ich bitte aber auch um Nachsicht, sollte es mir nicht an jedem Tag gelingen, einen Gedanken zu formulieren oder zu veröffentlichen. Denn zuallererst sind die Sternminuten MEIN Adventserleben. :-)

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