Ich blättere das Album auf. Ein altes Foto segelt heraus. Ich hebe es auf und schaue es an. Es muss ein Schnappschuss sein. So einer von der Sorte, wenn zu früh (oder zu spät) der Auslöser gedrückt wurde. Das Bild ist unscharf und schief nach rechts unten weggekippt.
Ich kann ein Baby erkennen. In den Armen einer Person, die leider abgeschnitten ist. Der Hintergrund ist verschwommen beige-gold mit einigen hellen Tupfern. Unmöglich zu sagen, wo das Bild aufgenommen wurde.
Ich betrachte das Baby. Es hat rosige Wangen. Auf einer klebt ein bisschen Spucke. Oder sind es Tränen? Die Augen des Kindes ziehen mich in ihren Bann. Sie scheinen zu strahlen und sehen gleichzeitig tieftraurig aus. So als hätten sie alles Leid der Welt gesehen und dennoch die Liebe nicht verloren.
Vielleicht liegt dieses Vertrauen an der Hand, die liebevoll an der Wange des Kindes liegt. Nach Größe und Aussehen zu urteilen vermutlich die des Vaters. Das Kind ist gehalten, komme was wolle - das macht die Geste deutlich.
Jetzt fällt mir auf, dass die rechte untere Ecke des Fotos total überbelichtet ist. Wie sonst sollte das helle Strahlen dort zu erklären sein?
Ich drehe die Aufnahme um. Auf der Rückseite entziffere ich eine verblasste Aufschrift.
„Gotteskind“ steht dort.
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