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Familientreffen

Der Weihnachtsmann kommt wie immer als letzter. Weil er so viel zu tun hat. Angeber. Die Engel sind schon beim dritten Glühwein. Die nimmst sowieso keiner ernst. Jesus trinkt auch einen. Das irritiert immer noch alle. Zu Weihnachten soll er wieder Kind sein. Maria muss enthaltsam bleiben. Deshalb hat sie alle Jahre wieder schlechte Laune. Das Christkind kämmt sein Haar. Aus ihm wird keiner schlau. Was hat es eigentlich in der ganzen Geschichte zu suchen?

"Prost", ruft wer, und dann stoßen sie an, weil Weihnachten doch das Fest der Versöhnung ist, auch mit der sonderbaren Verwandtschaft.

 

Josef hebt zu einer Rede an:

Liebe Familie, ich möchte kurz die Gelegenheit nutzen und Euch sagen: Ich freue mich sehr, dass es Euch alle gibt! Und ich bin unglaublich froh, mich damals für dich, Maria und das Kind (er zwinkert Jesus zu) entschieden zu haben. Wer weiß, was aus mir geworden wäre, wenn ich euch verlassen hätte.

Und ja, es ist auch bei uns nicht immer alles Gold, was glänzt.. Auch hier und jetzt haben nicht alle nur nette Gedanken über die anderen. Glaubt mir, ich weiß das genau. Aber ich bin trotzdem froh und dankbar, Teil dieser besonderen Patchworkfamilie zu sein.

Ich finde übrigens auch, dass wir uns ganz gut schlagen, so zusammengewürfelt, wie wir sind. Immerhin gelingt es Gott so tatsächlich, alle Abgründe und Schwierigkeiten einer Familie am eigenen Leib zu erfahren.

Und trotzdem genieße ich unser weihnachtliches Beisammensein - bei aller Verschiedenheit und obwohl manche Rituale so alt sind, dass ich manchmal selbst nicht mehr weiß, was sie sollen. Doch ohne sie und euch würde mir etwas fehlen. Wenn ich also heute noch einmal vor der Frage stünde: Ich würde mich wieder für euch entscheiden. Mit allem was dazugehört! Sogar mit dem Wissen, um das böse Ende, welches das alles genommen hat. Und damit meine ich nicht nur deine Kreuzigung, Jesus, (der trinkt schnell noch einen Schluck Glühwein) sondern auch unsere zunehmend entweder verklärte oder aber schon satirisch anmutende Darstellung in der heutigen Zeit.

Dennoch ist da dieses Gefühl tief in mir drinnen, dass ihr meine Familie seid und ich euch alle in meinem Leben haben will. Mit niemandem als euch würde ich diese Tage lieber verbringen.

Also: Hebt eure Gläser und dann her mit den Geschenken!

Frohe Weihnachten, geliebte Familie!

 

inspiriert durch das Advents-Schreibexperiment von Susanne Niemeyer *freudenwort

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