Hoffnung

„Es sollte überhaupt viel mehr Hoffnung auf der Welt geben!“

Du stemmst deine Hände in die Hüften und hältst dem Blick des Engels stand.

„Wenn die Menschen mehr Hoffnung hätten, müssten sie viel weniger kämpfen. Nicht um Geld, nicht um Rechte, nicht um Anerkennung und schon gar nicht um die schnelle Befriedigung mit was auch immer. Sie würden einfach darauf hoffen und vertrauen, dass sich alles zum Guten wendet. Sie hätten keine Grabenkämpfe nötig. Sie könnten Angst und Not besser aushalten, weil die Hoffnung sie da durchträgt. Es gäbe weniger Aggressionen und Wut zwischen den Menschen. Die Welt wäre ein deutlich friedlicherer Ort, wenn es nur mehr Hoffnung geben würde.“

Der Engel holt tief Luft, doch du hast dich in Rage geredet und lässt ihm keine Chance, zu Wort zu kommen.

„Hoffnung würde auch das Gefühl der Einsamkeit mindern und den Kranken Kraft schenken. Und weil Hoffnung nichts Materielles ist, kann auch niemand einen exklusiven Anspruch darauf erheben. Sie gilt für alle gleich. Es sollte nur einfach viel mehr davon geben!“ Schnaufend atmest du aus.

„Bist du fertig?“, fragt der Engel.

„Ja.“ Mit einem Seufzen stößt du das Wort aus und lässt die Arme sinken. „Es sollte eben einfach viel mehr Hoffnung auf der Welt geben“, bekräftigst du deinen Gefühlsausbruch. 

Der Engel schaut dich eine Weile schweigend an. Dann sagt er: „Solange ein Mensch lebt, hat er noch Hoffnung.“

„Bei dir klingt das so einfach“, fährst du ihm ins Wort. 

Der Engel hebt sachte eine Hand und bringt dich dadurch zum Schweigen.

„Weil es genauso ist. Iss dein Brot und trink deinen Wein und sei fröhlich dabei. Nimm das Leben als ein Fest. Genieße jeden Tag, solange das Leben dauert.“

Du lässt die Worte aus deinem Kopf in dein Herz sickern. 

„Ich wünschte nur sehnlichst, dass wir alle in unserer Hoffnung mit voller Kraft bis zum Ende durchhalten“, sagst du schließlich.

„Das wünschte ich auch“, bekräftigt der Engel.

 

Wenn alle Hoffnung hätten, müsste niemand mehr verzweifeln.

Wenn es keine Verzweiflung mehr gäbe, wären die Menschen glücklicher.

Wenn alle glücklicher wären, würden sie liebevoller miteinander umgehen.

Wenn alle liebevoll miteinander umgehen würden, gäbe es keine Gewalt mehr.

Wenn alle Hoffnung hätten, wäre die Welt ein besserer Ort.

 

Ich glaube an die Hoffnung.

Auch und gerade in diesen Tagen.

Ich glaube an die schönen Momente eines Tages

und an die Geduld.

Ich glaube an Vertrauen und daran,

dass wir alle mit Hoffnung die Welt zu einem bessern Ort machen können.

 

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