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Im Dunkel

Es ist dunkel, meine Augen erkennen nur Schemen. Ich lauere in der Dunkelheit. Bewegt sich etwas? Kommt da etwas (oder jemand) auf mich zu, vor dem ich mich schützen sollte?

Meine Aufmerksamkeit ist hochgefahren. Die Härchen auf meiner Haut registrieren jeden Luftzug. 

Die Ohren gespitzt, lausche ich in die Dunkelheit. Jedes leise Knacken scheint in meinem Kopf hundertfach widerzuhallen. Ich horche auf vertraute Geräusche, schrecke auf bei Ungewohntem. Was verursacht diese Töne? Woher kommen sie?

Meine Zunge fährt nervös über die trockenen Lippen.

Meine Nase schnuppert in die Finsternis. Gerüche scheinen mich zu umhüllen, manche kann ich zuordnen, andere ziehen kribbelnd durch meinen Kopf.

Wenn es dunkel ist um mich, und ich nichts sehen kann, sind alle anderen Sinne gefordert. Sie sollen Orientierung bieten, Alarmsystem sein und mir zu Gewissheit verhelfen.

Wenn Finsternis mich umhüllt und ich nichts sehen kann, ziehe ich mich ins Innere zurück. Werde auf mich selbst geworfen. Schaue in mich hinein. Folge den Spuren der Geräusche, Gerüche und Empfindungen in mir. 

Und lausche auf mein Herz. Was sagt es mir? Wofür schlägt es? Was bringt es ins Stolpern? Wann hüpft es vor Freude?

Wenn ich nichts sehe, erkenne ich mich.

Hier.

Jetzt.

Im Dunkeln.

In der gespannten Erwartung auf den, der kommt und sagt: "Fürchte dich nicht!" 

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