Blickwechsel

Bei meinem Zahnarzt im Behandlungszimmer sitzt jetzt immer eine Engel, wenn ich hereinkomme. Er lächelt mich aufmunternd an und tritt an meine Seite, sobald ich im Stuhl Platz genommen habe. Dieser Engel ist ein wahrer Unterhaltungskünstler. Er plaudert, erzählt, beschreibt was draußen vor dem Fenster passiert, … und er erwartet keine Reaktion. Ich mag es, ihm zuzuhören, ohne Konversation betreiben zu müssen. Das würde mich überfordern. Aber ihm zu lauschen, beruhigt mich.

Wenn dann mein Zahnarzt hereinkommt, wird der Engel still, bleibt aber bei mir. Er legt mir eine Hand auf die Schulter, manchmal flüstert er mir etwas ins Ohr. Und wenn der Bohrer sirrt oder andere Geräte ihre grausigen Geräusche in den Raum senden, singt er mir vor. Nicht getragen und leise, sondern kraftvoll, fröhlich und mit Schwung. Manchmal habe ich Sorge, ich müsse so breit grinsen, dass der Zahnarzt mit dem Bohrer abrutscht.

Am Ende, wenn die Behandlung überstanden ist und ich mich mit wackligen Knien aus dem Stuhl erhebe, hält er mir die Hand zum Abklatschen entgegen.

Danke für die gute Begleitung, lieber Engel!

Es gäbe sicher noch viele andere Orte, an denen ich dich gut gebrauchen könnte. Einen, der an meiner Seite ist und mir mit allem, was er sagt und tut, suggeriert:

Fürchte dich nicht!