So oder so

Hurra, ich bin Großmutter geworden!

Habe ich zumindest gehört. Denn gesehen habe ich das kleine Kerlchen noch nicht. Auch von meiner Tochter selbst habe ich noch nichts gehört. Es sind nur Gerüchte und Geschichten, die hier in Nazareth bei mir ankommen. Manches fällt mir schwer, zu glauben. Doch so ungewöhnlich wie der Weg meiner Tochter bisher war, halte ich auch Vieles davon für möglich.

Ich wollte ihr ja auch erst nicht glauben, dass Josef nicht für ihren Zustand verantwortlich war. Und obwohl er zu ihr steht und bei ihr bleibt – ein bisschen Misstrauen wohnt noch immer in meinem Mutterherz.

Nun ist der Bub also da. Und wer herzt ihn zuerst? Nicht ich, die Oma, die ihre Tochter so gut es ging, darauf vorbereitete hat, eine gute Mutter zu werden. Nein, schmutziges Gesindel – so heißt es – war zuerst da. Und Maria, mit ihrem großen Herzen, wird sie alle freundlich willkommen geheißen und ihnen einen Blick auf ihren Erstgeborenen gewährt habe.

Josef stand vermutlich wie so oft einfach unschlüssig daneben.

Immerhin sollen dann auch einige rechtschaffene Besucher vorbeigekommen sein. Wobei ich mich immer noch frage was studierte Leute aus dem Osten ausgerechnet zu dieser Zeit in Bethlehem zu suchen haben.

Und diesen Quatsch mit dem Stall, in dem mein Enkel geboren worden sein soll, naja, das glaube ich nun wirklich nicht. 

Die neuesten Gerüchte allerdings machen mich wirklich traurig. Ich hatte erwartete, dass Josef sich bei dieser vermaledeiten Volkszählung meldet und dann meinen Enkel und meine Tochter auf schnellstem Wege sicher wieder nach Hause bringt. Nun heißt es aber, die kleine Familie sei auf dem Weg nach Ägypten gesehen worden. Das ist doch die völlig falsche Richtung. Was ist denn da los? Ich möchte doch so gern meinen Enkel kennenlernen und mich vergewissern, dass es meiner Tochter gut geht.

Ach, Moment mal, da kommt gerade jemand. Vielleicht bringt er mir Neuigkeiten?

Nanu, warum ist es denn plötzlich so hell?