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Wo beginnt der Advent?

Noch ist es kalt, aber der Heizaufsatz der Gaskartusche faucht nach und nach klamme Wärme in den großen Raum. Der zarte Duft von Tannengrün schwebt in der Luft. In der Mitte des Raumes ein langer Tisch, über und über bedeckt mit Tanne, Koniferenzweigen, Eibe und anderen immergrünen Gewächsen, die aus diversen Gärten hierher geholt wurden.

Fast schon meditativ mutet das an, früh am Morgen, bevor es losgeht.

Wenn alles bereit liegt auf diesem Tisch in der Mitte, der den Blick auf sich zieht, und die Motorräder, Fahrräder, Gartengeräte, Leitern, Werkzeuge, vollgeräumten Ablagen und alles andere drum herum vergessen lässt.

Kaffee und Musikbox stehen bereit. Kisten mit Zapfen, Kugeln, Sternen, Kerzen und Bändern ebenso. Und dann geht es los: das alljährliche Kränze binden. 

 

Drei Frauen, die seit Jahrzehnten zusammenkommen, um den Adventsschmuck für sich selbst, die Schwiegereltern, Nachbarn und Freunde zu gestalten. Kränze stecken, Teller dekorieren, Schleifen binden, Kerzen und Lichterketten einarbeiten,… 

Wie ein Tanz um diesen Tisch. 

 

Jede hat ihren eigenen Platz und den eigenen Plan. Alle gemeinsam werkeln, lachen, schweigen, begutachten, naschen, plaudern, helfen sich gegenseitig. 

Zaungäste kommen vorbei - jedes Jahr. Mal diese, mal andere. Auf einen Kaffee und einen Plausch. Sie staunen, fragen, geben. Tipps, bringen Ideen mit. 

Der Tanz geht weiter. 

 

Sie werden liebevoll umsorgt mit frischem Kaffee, leckerem Mittagessen, Keksen, Likör, … Der Tag ist lang und braucht viel Kraft. 

 

Am Ende sind die Finger wund und die Füße schwer. Musik und Gaskartusche verstummen, das restliche Grün wird zusammengefegt, Kisten fortgetragen und der Tisch zurückgebaut. Zum Schluss fährt das Auto wieder in die Garage, tropft den Boden unter sich nass und vertreibt mit seinen Abgasen den letzten Dufthauch der Tannenzweige. 

 

Der Tanz ist vorbei. Das meditative Gefühl längst verflogen. Doch inmitten der Geschäftigkeit des Tages ist es geschehen. Der Advent hat begonnen. Hier in dieser Garage.

Die Kränze , Teller und Gestecke, die an diesem Tag entstanden sind und nun in die Häuser der Menschen getragen werden, zeugen davon.

Sie füllen jetzt andere Räume mit Licht, Duft und dem Hauch der Ahnung: die heilige Zeit ist nah.

 

Bist du bereit?

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Kommentare: 1
  • #1

    Ich (Freitag, 01 Dezember 2023 09:23)

    Irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor