· 

First Date

Sie rutscht nervös auf dem Stuhl hin und her. Der Tee vor ihr wird langsam kalt, sie hat ihn vergessen. Ihr Blick huscht unruhig von links nach rechts. Ob sie ihn wohl auf Anhieb erkennt? Wie sollte sie – sie haben sich ja noch nie gesehen. Dennoch hofft sie, ihn intuitiv auszumachen, wenn er sich nähert. Wäre das nicht ein gutes Zeichen?

„Hallo!“

Sie schreckt hoch. Er steht hinter ihr. Sie hat sein Kommen nicht bemerkt Er hält ihr die Hand entgegen und sagt noch einmal: „Hallo!“.

Sanfte Stimme, gar nicht so tief, wie sie erwartet hätte, mit einem leichten Kratzen, als wäre er heiser.

„Hey“, sagt sie und schiebt ihre Hand in seine, die er sofort mit seiner anderen umschließt.

„Schön dich zu sehen“, sagt er und Wärme durchdringt sie. 

Liegt es an seiner angenehmen Stimme, dem Druck seiner Hände oder an seinen Augen, mit denen er sie freundlich anschaut?

„Ebenso“, sagt sie und räuspert sich, weil sie das Gefühl hat, nicht wie sie selbst zu klingen.

„Wollen wir uns setzen?“, schlägt er vor. 

Dankbar sinkt sie zurück auf ihren Stuhl, spürt jetzt erst, wie weich ihre Knie sind. Noch immer versucht sie den Ursprung seine Ausstrahlung auszumachen.

Er redet, erzählt von sich, erklärt sein Vorhaben – sie hängt an seinen Lippen und hört die Worte doch nicht richtig. Eine Haarsträhne fällt ihm immer wieder in die Augen, er schiebt sie fort. Lachfältchen umspielen seinen Mund, während er seine Idee bildreich ausmalt. Sein Blick hält sie fest. Wie gut – andernfalls fürchtete sie, völlig aus der Situation zu gleiten.

Mit einem Ruck setzt sie sich aufrecht hin. Er unterbricht seinen Satz, sieht sie besorgt an. „Geht es dir gut?“, fragt er und legt seine Hand auf ihre. 

Wieder diese Wärme. Sie nickt nur. 

Seine Sorge schmilzt in einem Lächeln.

„Also, was sagst du?“, fragt er. 

Sie schaut ihn aufmerksam an.

„Du suchst eine Mutter für dein Kind. Habe ich das richtig verstanden?“

„Genau“, sagt er und lächelt.

In seinen Augen sieht sie seine Sehnsucht, seine Zukunftsvision und die Vorfreude darauf, beides womöglich erfüllt zu sehen.

„Und es ist meine Entscheidung?“, fragt sie.

„Es liegt an dir“, antwortet er. „Ich habe nur eine Bedingung.“

„Und die wäre?“

„Sein Name. Du sollst ihn Jesus nennen.“

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Martina Wittke (Dienstag, 05 Dezember 2023 15:37)

    Das ist sooooooo schön �