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Hinterausgang

„Das ist Wladimir“, sagt der Engel und deutet auf einen Wolf, der – dicht an ein Schaf gekuschelt – in einer Stallbox liegt. „Er hatte es satt, ein böser Wolf zu sein. Das“, der Engel dreht sich um und zeigt auf ein riesiges Holzfass, „ist die Sauna für alle Weihnachtsmänner, die den Nordpol und die ewige Kälte nicht mehr ertragen können.“ Mein ungläubiger Blick folgt seinem ausgestreckten Arm. „Und das ist unser Taufbecken, sozusagen.“ Der Engel kichert.

In der Mitte des Platzes, an dessen Rand ich stehe, ist ein großer Swimmingpool. Zwei Männer ziehen gerade schweigend ihre Bahn. „Für alle, die finden, dass sie in ihrem Leben so nicht mehr weitermachen können“, erklärt der Engel.

Ich kneife mich in den Arm. Träume ich? Halluziniere ich? Eben noch stand ich zwischen Parfums und Herrenunterwäsche und fühlte mich vom Weihnachtsshopping-Drama überfordert. Auf der Suche nach dem Ausgang entdeckte ich diese graue Tür und stolperte hindurch nach draußen. 

Und jetzt stehe ich hier, klammere mich noch immer an den Türgriff um nicht umzukippen und traue meinen Augen nicht.

„Was kann ich denn für dich tun?“, fragt der Engel mich gerade. „Wofür brauchst du eine Hintertür?“

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